Um die Vertreibung der Maulwürfe möglichst gut bewerkstelligen zu können, ist ein Grundwissen über diese Tiere gute Voraussetzung. Nach einer umfangreichen Vorstellung des Maulwurfes und seiner Vorlieben können Sie erkennen, warum er gerade in Ihrem Garten besonders gern ist, und wie Sie ihm das Leben schwer machen können.
Inhalt
Allgemeine Informationen über den Maulwurf
Der Maulwurf kommt in Europa, Asien und Nordamerika vor. Sein deutscher Name hat nichts mit einem Maul zu tun, sondern kommt vom alten Wort für Erde: Mull. Er heißt also „Erdwerfer“. Von den ungefähr 35 bekannten Arten lebt nur eine in Mitteleuropa: Der Europäische Maulwurf, lateinisch Talpa europaea. Er und die meisten anderen Arten leben unter der Erde. Desmane halten sich dagegen im Wasser auf und verschiedene spitzmausähnliche Arten oberhalb der Erde. Ihr Name verrät aber, dass die unterirdische Lebensweise die normale für sie ist. Deswegen gehören die Exemplare mit diesem Lebensraum zum Stamm der sogenannten Eigentlichen Maulwürfe, lateinisch Talpini.
Die Säugetiere von der Ordnung der Insektenfresser werden 8 bis 20 Zentimeter groß und 20 bis 160 Gramm schwer. Die europäische Form gehört von der Größe her in dem mittleren Bereich. Russische Desmanen gehören zu den großen Arten, die spitzmausartigen Tiere zu den kleineren.
Der Körperbau der Maulwürfe ist an das unterirdische Leben gut angepasst
- Sie haben einen walzenförmigen Rumpf
- Ein zugespitzer Kopf mit kurzem Hals erleichtert das Eindringen in einen Tunnel.
- Der kurze Schwanz, der mit wenigen Tasthaaren bedeckt ist, vermindert die Reibung im engen Raum.
- Die Augen sind schlecht, können nur hell und dunkel unterscheiden, was unter der Erde ausreichend ist.
- Haut bedeckt die Augen teilweise, blind sind sie aber nicht.
- Das Fell ist braun oder schwarz und hat keinen Strich, so dass der Maulwurf in den engen Gängen sich gleichermaßen nach vorn und hinten bewegen kann.
- Die vorderen Gliedmaßen sind für das Graben optimiert.
- Die Handflächen sind nach außen gedreht und sehen wie große Schaufeln mit fünf Zehen aus.
- Muskeln und Knochen sind in den Armen angepasst, dass die Grabschaufeln kräftig und stabil ihren Dienst tun können.
- Das Graben ähnelt der Armbewegung beim Brustschwimmen.
- Daneben befinden sich am Kopf gute Ohren ohne Muscheln, was den Widerstand beim Laufen reduziert.
- Die lange, empfindliche Nase hat lange Tasthaare zur Orientierung.
- Das Tasten ist der empfindlichste Sinn des Maulwurfs und lässt das Tier geringste Erschütterungen im Erdreich wahrnehmen.
Natürliche Feinde sind unter anderem Eulen oder Füchse, besonders aber Mauswiesel. Diese können in die unterirdischen Gänge eindringen, die den Maulwurf ansonsten hervorragend vor Feinden schützen.
Lebensweise
Die meisten Maulwürfe sind Einzelgänger und begegnen Artgenossen aggressiv. Nur wenn die Nahrung reichlich ist, teilen sich manche Arten ihre Gänge. Desmane leben sogar manchmal in kleinen Gruppen.
Durch das Leben unter der Erde orientieren sich die Tiere nicht an der Tageszeit. Beim Europäischen Maulwurf gibt es pro Tag drei Schlafphasen, dazwischen sind sie je etwa 5 Stunden aktiv.
Die Fortpflanzung findet normal einmal jährlich statt, nach einem Monat Tragzeit werden im Frühjahr drei bis vier Jungtiere in einem Wurf geboren. Die Tiere sind ab dem zweiten Lebenshalbjahr geschlechtsreif und werden durchschnittlich zweieinhalb Jahre alt, selten älter als fünf Jahre.
Nahrung
Auf der Speisekarte stehen neben den Würmern vor allem Insekten und deren Larven. Neben dieser sehr nützlichen Gewohnheit fressen Maulwürfe – wenn auch nur in sehr geringem Maß – auch Pflanzen.
Maulwürfe sind enorm fleißige Tiere. Sie können am Tag bis zu 20 Erdhügel produzieren. Alle drei bis vier Stunden laufen sie ihre Gänge ab, um zu jagen. Entsprechend groß ist der Bedarf nach Nahrung. Wenn sie nur einen halben Tag hungern müssen, besteht für sie schon Lebensgefahr. Diese Abhängigkeit von Nahrung wird dadurch verstärkt, dass die Maulwürfe große Muskeln und wenig Fett aufbauen. Damit können sie eine hohe Leistung bringen, haben aber keinen Vorrat, von dem sie in Hungerzeiten zehren könnten. Ein Maulwurf muss täglich die Hälfte seines Körpergewichtes an Nahrung zu sich nehmen, um den enormen Kalorienbedarf für seinen regen Stoffwechsel zu decken.
Durch diesen Energiebedarf kann sich der Maulwurf keinen Winterschlaf leisten. In der kalten Jahreszeit ziehen sich die Tiere aber tiefer unter die Erde zurück, wo es wärmer ist. Auch ein Nahrungsvorrat hilft ihnen, diese Zeit zu überstehen. Der Europäische Maulwurf hortet dafür sogar lebende Regenwürmer in seinem Bau. Statt es Winterschlafes muss er mit dem Vorrat und fortgesetzter Jagd versuchen, auch im Winter seinen ewigen Hunger zu stillen.
Dazu wagt er sich sogar vereinzelt an die Oberfläche, wenn im eisigen Boden keine Nahrung mehr zu finden ist. Ansonsten empfindet er einen Aufenthalt an der Oberfläche als großen Stress und will sich möglichst schnell wieder verkriechen. Auch gegen Fressfeinde hat der Maulwurf oberhalb der Erde wenige Chancen.
Seinen Flüssigkeitsbedarf deckt der Maulwurf über die Nahrung ab; nur ganz selten werden die Tiere beim Trinken beobachtet. Ihre Sportlichkeit wird dadurch unterstrichen, dass sie im Gang einfach einen Purzelbaum schlagen können, um die Richtung zu wechseln. Sie können ganz flink eine Geschwindigkeit von vier km/h erreichen.
Tunnelbau
Die unterirdisch grabenden Maulwürfe halten sich die meiste Zeit unter der Erde auf und legen dort ihre Tunnel an. Ein solches unterirdisches System ist ungefähr 200m lang und verteilt sich auf einige tausend Quadratmeter. Sie bringen in gewissen Abständen das Erdmaterial nach oben, das die bekannten Maulwurfshügel bildet. Diese sind etwa 50 bis 100 Zentimeter voneinander entfernt und 25 Zentimeter hoch. Eine Ladung Erdreich, die nach oben gebracht wird, hat etwa das Volumen von ein bis zwei Esslöffeln, so dass es hunderte Schubvorgänge braucht, bis ein Hügel von 25 Zentimetern entstanden ist. Die Hügel dienen gleichzeitig zur Belüftung der ausgehobenen Anlage. Diese ist nötig, weil der Maulwurf durch seine intensive körperliche Tätigkeit viel Kohlendioxid produziert.
Das Höhlensystem liegt 10 bis 20 Zentimeter unter der Erde. Bei kühlerem Wetter graben die Tiere etwas tiefer, wo sie etwa einen halben Meter unter der Erde vor der Kälte geschützt sind. Das System beinhaltet auch mehrere Kammern, die etwas unterhalb der Gänge liegen, in etwa 60 Zentimetern Tiefe. Sie werden mit Pflanzenmaterial gepolstert und haben verschiedene Funktionen. Man findet Vorratskammern, Brutkammern und Schlafkammern vor. In der Vorratskammer werden lebende Würmer gelagert. Die Polsterung dient der Bequemlichkeit, als Nest für den Nachwuchs und kann im Sommer auch vor Wärme schützen.
Für den Winter legen die Tiere oft einen besonders großen Hügel an, die sogenannte Maulwurfsburg. Sie ist bis zu einem halben Meter hoch und ringförmig von Belüftungslöchern umgeben. Sie schützt durch ihre Größe besonders vor der Kälte.
Bei besonders nassem Wetter kann eine Sumpfburg dafür sorgen, dass das Nest oberirdisch angelegt wird und vor dem Wasser im Boden sicher ist.
Folgende Vorteile entstehen durch ihre wühlende Tätigkeit für den Boden
- Sie mischen die Schichten im Boden durch
- Ausgewaschene Nährstoffe gelangen wieder nach oben
- Sie lockern den Boden auf
- Die Durchlüftung des Bodens wird besser
- Wasserstau wird vermieden
- Die Wasserkapazität wird erhöht
- Sauerstoff kann im Boden besser angereichert werden
- Der Boden wird lebensfreundlicher für Pflanzen und Tiere
Doch auch Nachteile können entstehen:
- Das Graben beschädigt das Wurzelreich
- Ratten und Mäuse nutzen die Gänge, um Wurzeln und Knollen anzufressen
- Die Hügel können Mähgeräte beschädigen
- Hügel werden oft als optische Störung wahrgenommen
- Die Hügel decken gesäte Bereiche zu
- Über den Gängen kann sich das Erdreich und sogar Pflaster senken
- Verletzungsgefahr besteht durch eingesunkene Stellen im Sportrasen
- Verschmutzungen in der Grassilage durch Erde aus Maulwurfshügeln können schwere Erkrankungen beim Vieh hervorrufen
Wenn ein Maulwurf seine Gänge gräbt, ist das ein Hinweis auf guten Boden.
Der Maulwurf ist bei der Wahl des Bodens flexibel, er stellt keine großen Ansprüche.
Folgende Bodenbeschaffenheit ist für ihn wichtig:
- In lockerem, mittelfeuchtem Boden kann er leicht graben
- Im bewachsenen Boden findet er mehr Nahrung, denn seine Beute ernährt sich oft von den Pflanzen
- Im trockenen, sandigen Boden stürzen die Gänge wieder ein
- In steinigen und wässrigen Böden ist das Graben zu anstrengend